30.07.17

Neues Evangelisches Ferienwaldheim Bernhäuser Forst eingeweiht

Bis auf die bunte Verkleidung der Fassade ist der Neubau des Evangelischen Ferienwaldheims Bernhäuser Forst pünktlich fertig geworden. Schon einen Tag nach der Einweihung zogen rund 240 Kinder und 75 Mitarbeiter ein.

Zwei Dinge sind im Februar gleichzeitig passiert: Zum einen rückten die Bagger an, um den nach 48 Waldheimjahren maroden Altbau abzureißen. Gleichzeitig begann die Anmeldung für den nächsten Sommer. Sollen wir lieber auf den zweiten Waldheimabschnitt warten, fragten sich da vorsichtige Eltern, falls das mit dem Neubau nicht so ganz klappt?

Gute Nachbarschaft mit Tagungszentrum

Es klappte am Anfang tatsächlich nicht so ganz, denn im Erdreich wurden schadhafte Materialien gefunden. Die Gesamtkosten stiegen durch die Grabung und Entsorgung von einer auf 1,2 Millionen Euro. Dennoch wurde der Neubau aus Fertigteilen rechtzeitig fertig. Es ist ein reiner Sommerbau ohne Heizung. Eine Küche und einen Speisesaal gibt es ebenfalls nicht, denn weiterhin nutzt das Waldheim Küche und Speisesaal des benachbarten Tageszentrums Bernhäuser Forst des Evangelischen Jugendwerks (ejw). Damit das Waldheim dort keinen Flurschaden hinterlässt, wird der Speisesaalboden abgedeckt und Tische und Stühle werden ausgetauscht.

Viele Geldgeber unterstützten

Bei der Finanzierung des Neubaus halfen viele mit. Den größten Beitrag mit 300 000 Euro leistete die Evangelische Landeskirche in Württemberg, die Städte Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen gaben jeweils 150 000 Euro. Weitere Unterstützung kam von der Karl-Schlecht-Stiftung, der Firma Herma, der Flughafen Stuttgart GmbH, den drei Volksbanken der Region und der BW-Bank, dem ejw, der Waldheim-AG, den Kirchengemeinden des Evangelischen Kirchenbezirks Bernhausen und vielen Einzelspendern. Derzeit fehlen aber noch knapp 100 000 Euro.

Das konnte die Freude beim Einweihungsgottesdienst nicht trüben. „Der größte Schatz sind die Mitarbeiter und Kinder, und der Neubau ist die Schatzkiste dazu“, sagte Dekan Rainer Kiess. „Hier oben ist unsere Heimat, das ist unser gelobtes Land“, rief die Waldheimleiterin Julia Häberle. „Über eine Stadt, die kein Waldheim hat, weint der Himmel“, sagte Filderstadts Oberbürgermeister Christoph Traub.

(Ober-)Bürgermeister mit Waldheimvergangenheit

Er unterlag beim Tischkickern Eva Noller, der Ersten Bürgermeisterin von Leinfelden-Echterdingen. Beide wissen, was Waldheim ist: Traub kommt aus der kirchlichen Jugendarbeit, Noller war sogar fünf Jahre lang selbst Waldheimmitarbeiterin. Das verriet sie den Kindern, die als Reporter die „Promis“ befragten. Die beiden Tischkicker sind ein Geschenk der beiden Städte. Die Folgen des Waldheims erlebt Traub bei jungen städtischen Mitarbeitern aus verschiedenen Stadtteilen. „Ihr kennt euch?“ „Na klar, wir waren doch zusammen im Waldheim.“ Durch dieses, sagte Noller, könnten Kinder auch Urlaub machen, wenn die Eltern arbeiten müssten.

Vor vier Jahren, erinnerte der Architekt Ulrich Ruck, habe es erste Gespräche über eine Sanierung gegeben. Sie wäre zu teuer geworden, auch durch den Brandschutz. So kam es zum Neubau mit einem 750 Quadratmeter großen Atrium. Ob es für dieses eine Zeltüberdachung gebe? „Wenn wir einen Spender finden, gerne“ antwortete Ruck auf die Nachfrage eines Besuchers.

Thomas Binder ist neuer Waldheimpfarrer

Zum Neubau gab es noch zwei Neuheiten – den neuen Waldheimpfarrer Thomas Binder, Bernhausen, und ein Waldheimkreuz aus Metall, von einem früheren Waldheimmitarbeiter in seiner Firma einzeln geformt. „Das Kreuz erinnert uns daran“, sagte Binder, „dass wir alle Gottes geliebte Kinder sind. Das kann man keinem Waldheimkind und keinem Mitarbeiter oft genug sagen.“

Auf den ersten zweiwöchigen Abschnitt folgt der zweite Abschnitt mit 180 weiteren Kindern, darunter rund ein Dutzend Flüchtlingskinder. Für Kurzentschlossene sind noch Plätze frei.

Peter Dietrich, Wernau