20.03.18

Reise nach Jerusalem

Im Ostergarten in Filderstadt-Sielmingen lässt sich Ostern fühlen, hören, sehen und schmecken.

Wer bei „Ostergarten“ an Bäume und Früchte denkt, liegt nur teilweise richtig. Köstliche Kostproben gibt es beim Rundgang durch Jerusalem zwar auch, aber dieser geführte Rundgang findet im Sielminger Vereinshaus statt. Dieses ist nach rund 1500 Stunden Aufbau nicht wiederzuerkennen.

 

Schon 2008 und 2011 hatte sich der Sielminger Ostergarten als Renner erwiesen. Auch diesmal gab es vor dem Start am 19. März bereits 6000 Anmeldungen. Die Gesamtkapazität bis 2. April liegt bei 8200 Plätzen. Warum gab es bei einem so gefragten Projekt eine so lange Pause? Zuerst wurde das Vereinshaus umgebaut und an die neuesten Brandschutzvorschriften angepasst.

Doch nun machten sich 180 Ehrenamtliche aus der Landeskirchlichen Gemeinschaft, der Evangelischen Kirchengemeinde und der EC-Jugendarbeit Sielmingen erneut an die Arbeit. Sie brachten das Fachwissen des Schreiners, Glasers, Gipsers, Gärtners, Künstlers, Raumausstatters, Bauingenieurs, Technikers und Informatikers mit. Entsprechend professionell sind die Kulissen des Rundgangs geraten, vom Einzug in Jerusalem mit dem großen Marktstand über den Garten Gethsemane und Pilatus bis zu Golgatha und dem Auferstehungsgarten. Viele künstlerische Details verdienen eine genaue Betrachtung. Das Kreuz Jesu ist aus den Scherben des Lebens aufgebaut, eine weiße Maske mit rotem Kussmund steht für den Verräterkuss des Judas.

Professionell ist auch die Technik hinter dem Ostergarten. „Die SPS-Steuerung steuert sonst Roboterarme“, sagte der junge Techniker. Nun sorgt sie für Lichteffekte, für Video- und Hörspieleinspielungen. Auf dem Display ist zu sehen, in welchen der Szenen sich gerade Gruppen befinden. Die neue Steuerung spart auch Strom: Anders als früher sind Szenen ohne Besuchergruppen im Dunkeln.

„Das ist sehr beeindruckend und anschaulich“, sagte Filderstadts Oberbürgermeister Christoph Traub nach einem Rundgang. „Das gibt einem nochmals einen ganz anderen Zugang, was Ostern bedeutet.“ Einen neuen Zugang fanden auch die Mitarbeiter. Die Führer wurden vorher geschult, haben die Osterereignisse intensiv diskutiert. Petrus hat dreimal gelogen und Jesus verleugnet, aber wie oft krähte der Hahn? Auch in solchen „kleinen“ Fragen soll alles korrekt sein. „Die Führer lesen die Bibel nochmals ganz anders“, sagte der Führer Wolfgang Koch. „Das ist etwas, was berührt“, hat er bei Führungen beobachtet. „Manche kommen hinterher mit Problemen zu uns.“ Wer in Ruhe mit jemandem reden oder eine Bitte an den Gebetsbaum hängen will, kann das in einem Nebenraum tun.

Wie ein Rundgang durch den Ostergarten wirken kann, hat der Sielminger Pfarrer Tobias Geiger im Jahr 2011 erlebt, als er mit einem sehr unruhigen Konfirmandenjahrgang kam. „Ich war beindruckt, wie diese Gruppe still wurde. Selbst medienaffine, hartgesottene 14-Jährige.“

Was, falls die Kapazitäten nicht reichen, trotz Führungen täglich von 8 bis 21 Uhr? Daran will Gemeinschaftsleiter Werner Doster gar nicht denken. „Führungen morgens um sechs Uhr wollen wir vermeiden.“

 

* Das Vereinshaus steht in der Augustenstraße 2. Der Ostergarten ist bis 2. April geöffnet und nur mit einer 50-minütigen Führung zu begehen. Voranmeldung unter www.ostergarten-filderstadt.de oder mobil unter 01578/8 11 81 23 wird empfohlen. Erwachsene zwei Euro, Jugendliche ein Euro, Familien fünf Euro, Schulen und Kindergärten frei. Kinder erleben eine spezielle Version der Führung.