17.12.19

Dienstleister für starke Gemeinden

Am 12. Januar wird Dekan Gunther Seibold in sein Amt eingeführt.

„Wäre das nicht etwas für Sie?“ Diese Frage hat Gunther Seibold, die Nachfolge für den in Ruhestand gegangenen Dekan Rainer Kiess betreffend, gleich von mehreren Seiten gehört. Ja, befand er und entschied dann das Bewerbungsverfahren für sich. Nun wird der bisherige Pfarrer von Neuffen Dekan im Evangelischen Kirchenbezirk Bernhausen.

Gunther Seibold, Jahrgang 1965, kommt aus dem Remstal und aus einem christlich geprägten Elternhaus. Er war im CVJM Grunbach aktiv, ebenso im Schülerbibelkreis. Pfarrer zu werden, das konnte er sich als Abiturient dennoch nicht vorstellen. Er dachte, er sei nicht geeignet, groß vor Leuten zu stehen, und es sei authentischer, wenn man nicht für den Glauben bezahlt wird. Also studierte er stattdessen an der Universität Stuttgart Architektur, das kirchliche Ehrenamt lief weiter nebenher. „Da habe ich gemerkt, dass das Ehrenamt immer das Hauptamt zur Unterstützung braucht“, sagt Gunther Seibold. „Einen Tag nach dem Diplom habe ich mit dem Theologiestudium begonnen.“ Es führte ihn nach Tübingen, dort ist er nach einem Jahr ins Stift gezogen, sowie nach Wien und Heidelberg.

Die Übernahme in den kirchlichen Dienst war damals keineswegs sicher. „Falls es nicht klappt, kann ich die Architektur mit dem Pfarrer im Ehrenamt verbinden, habe ich mir gesagt. Ich habe mich damals dafür eingesetzt, dass der Pfarrer im Ehrenamt eingeführt wird.“ Doch es klappte, es folgte das Vikariat in Urbach. In der „unständigen Zeit“, wie das bei den Pfarrern heißt, arbeitete Gunther Seibold als Studienassistent in der Bildungseinrichtung „Treffpunkt Senior“ (heute Treffpunkt 50plus) am Stuttgarter Rotebühlplatz. 2004 bis 2012 war er Pfarrer in Hemmingen.

Dann kam Neuffen, Gunther Seibold spricht vom „sehr liebenswerten Städtchen mit hohem Freizeitwert“. Beide Pfarrstellen waren vakant, der neue Pfarrer musste ganz alleine anfangen, fühlte sich aber mit seiner Frau Gerlinde – sie arbeitet bei der Diakoniestation in Nürtingen – sowie Tochter und Sohn in Neuffen sehr willkommen. Beide Kinder sind inzwischen ausgezogen und studieren in Berlin und Esslingen.

Mit Dekanatsaufgaben hat sich Gunther Seibold innerlich schon länger befasst, sogar im Eigenverlag ein Buch „Was bleibt, wächst – Landeskirche 2030“ zu kirchlichen Strukturfragen veröffentlicht. Die Systematische Theologie nennt der neue Dekan als eines seiner Lieblingsgebiete. „Bei den Namen bin ich ein Klassiker, schätze Martin Luther und Karl Barth.“

Auch in Bernhausen will Gunther Seibold „die Ehrenamtlichen in ihrer Selbstständigkeit bestätigen“. „Ich wünsche mir starke Gemeinden, will dort Dienstleister sein.“ Und wie ist es mit dem Blick auf die Architektur in den Gemeinden? „Ich nehme das genauso wie das Gemeindeleben: erst einmal, wie es ist. So wie es gewachsen ist, hat es seine Gründe. Aber Pläne sagen mir was und ich berate Gemeinden gerne.“ Für die Website www.kirchbau.de mit derzeit über 14 500 Kirchen hat Gunther Seibold die Datenbank programmiert und pflegt sie auch. Er ist zudem Mitbegründer des landeskirchlichen Arbeitskreises Kirchenraum und Kirchenpädagogik.

Bleibt da noch Zeit für Hobbys? Seinen Sport erledigt Gunther Seibold nebenher, indem er möglichst zu allen Terminen mit dem Fahrrad fährt. Zum Eigengebrauch spielt er Klavier, Orgel, Posaune und Saxofon. Außerdem: „Wir schätzen unsere Familie und Verwandtschaft sehr.“ Mehr wird die Zeit für Hobbys sicherlich nicht, denn bei der aktuellen Kirchenwahl wurde Gunther Seibold in die Württembergische Landessynode gewählt. „Das war eine nicht geplante Gleichzeitigkeit. Da bin ich froh, dass Stuttgart nicht weit weg ist.“

* Der Investiturgottesdienst mit Prälatin Gabriele Arnold ist am Sonntag, den 12. Januar 2020 um 16 Uhr in der Jakobuskirche in Filderstadt-Bernhausen. Zugleich wird Elke Auch als neue Leiterin des Dekanatsbüros eingeführt. Es folgt ein Empfang im Gemeindehaus.