11.11.19

Rund und olympiabunt

Die Herbstsynode des Evangelischen Kirchenbezirks Bernhausen hat getagt

Was ist denn das für eine fremde Sitzordnung? Bei der jüngsten Bezirkssynode des Evangelischen Kirchenbezirks Bernhausen saß ein Teil der Teilnehmer an einem großen, runden und olympiabunten Tisch. Es ist der Fildertisch des Kreisdiakonieverbands, den die Synode auf die große Fildertour ab Januar 2020 schickte. Dann wird er ganz verschiedene Menschen zusammenbringen.

Die Bezirkssynode trifft sich nur zweimal im Jahr, doch dazwischen muss jemand die laufenden Geschäfte führen. Das macht ein Dekan nicht alleine, dafür gibt es den aktuell zehnköpfigen Kirchenbezirksausschuss (KBA). Das ist quasi ein Kirchengemeinderat auf Bezirksebene, den viele gar nicht kennen. Christoph Killgus, gewählter Vorsitzende der Bezirkssynode, holte bei der Synode den kompletten KBA nach vorne und bedankte sich mit Buchgeschenken.

Die Fachberaterin Birgit Eißler berichtete aus der Kindergartenarbeit, es gebe „eine Flut neuer Verwaltungsvorschriften, aber auch neuer Fördertöpfe“. Dadurch fließe neues Geld ins System, aber es gebe enorme bürokratische Hürden, an dieses Geld zu kommen. „Einen Kindergarten zu betreiben, wird immer komplexer.“ Ein großes Problem sei der leergefegte Stellenmarkt. „Oft gibt es monatelang keine Bewerber.“ Um Pfarrer von der Verwaltungsarbeit zu entlasten, hat der Bezirk den Kirchengemeinden die Übernahme der Trägerschaft angeboten. Das ist ein freiwilliger Schritt, 2020 kommen zwei Kindergartengruppen in Wolfschlugen hinzu. „Die Entlastung der Pfarrer ist spürbar geworden, das hat funktioniert“, zog Andreas Streich, der „ordentliche Stellvertreter im Dekanatamt“, eine erste Bilanz. Allerdings war das Personal für die zentrale Verwaltung zu knapp kalkuliert. Die Berechnung basierte auf dem Durchschnitt aller kirchlichen Arbeitsbereiche, aber der Kindergarten ist komplizierter als der Durchschnitt. Nun hat der Kirchenbezirk mit Hilfe externer Beratung nochmals gerechnet und stockt auf. Mehr Personal braucht auch mehr Platz, deshalb zieht die Kindergartenverwaltung in der Talstraße in Bernhausen in die frühere Pfarrwohnung. Die Folge ist, dass die Kirchengemeinden, die beim zentralen Modell mitmachen, nun eine höhere Umlage bezahlen müssen. Entlastung kommt aber von oben: Eine 50-Prozent-Stelle wird künftig direkt von der Landeskirche finanziert. Zudem hat der Bezirk die jährliche Umlage pro Kindergartengruppe auf 4000 Euro gedeckelt, der Rest wird aus Rücklagen bezahlt.

Unter einem leergefegten Stellenmarkt leidet auch die Diakoniestation auf den Fildern. Die Nachfrage ist dagegen groß, eine neue Betreuungsgruppe in Bonlanden war innerhalb von sechs Wochen voll. Die Diakoniestation bereitet derzeit intensiv die neue generalistische Ausbildung zur Pflegefachfrau und zum Pflegefachmann vor, die 2020 beginnt. Außerdem will sie Partner der Dualen Hochschule Baden-Württemberg werden. Geschäftsführerin Christine Beilharz begrüßt eine stärkere Akademisierung der Pflegeberufe: „In anderen Ländern liegt die Quote bei 30 bis 40 Prozent, in Deutschland aktuell bei zwei Prozent.“ Finanziell schloss die Diakoniestation das Jahr 2018 mit einem kleinen Minus ab.

Ein Plus gibt es hingegen bei den Laienpredigern, den Prädikanten. Pfarrerin Gabriele Brückner hatte in Sielmingen Hans Doll, den ehemaligen Leiter der Landeskirchlichen Gemeinschaft, für diese Ausbildung gewonnen. Nun wurde Doll offiziell beauftragt und darf im ganzen Kirchenbezirk Gottesdienste halten.

Eine Übersicht gewonnen hat der Kreisdiakonieverband: Eine neue Broschüre stellt 28 diakonische Träger im Landkreis Esslingen vor. „Sie beschäftigen zusammen 4300 Mitarbeiter“, betonte Geschäftsführer Eberhard Haußmann.

Die Finanzen des Kirchenbezirks präsentieren sich solide, die Umlage der Gemeinden – quasi die kirchliche Kreisumlage – wird um rund 0,9 auf 26,5 Prozent gesenkt. Der Abriss und Neubau des Ferienwaldheims schloss nach aktuellem Stand mit 1,25 Millionen Euro ab, mehr als erwartet. Verglichen damit ist das nächste Waldheimprojekt überschaubar: Der Rutschenturm und die Reifenschaukel waren unsicher und wurden abgebaut, bis zum nächsten Sommer gibt es für 35 000 Euro für beide einen Ersatz.

Die nächste Bezirkssynode im März 2020 wird dann vom neuen Dekan Gunther Seibold geleitet, er wird am 12. Januar in sein Amt eingeführt.