06.05.19

Geschenke auf der Wäscheleine

Die Frühjahrssynode des Kirchenbezirkes hat am 3. Mai getagt.

Im Mittelpunkt des Kirchenparlaments standen mehrere Veränderungen: Zum 1. September geht Dekan Rainer Kiess in den Ruhestand. Er gab seinen letzten Bericht vor der Versammlung. Die Bezirkssynode des Evangelischen Kirchenbezirks Bernhausen sprach Sonja Ebner ihren Dank aus: Ihr Ruhestand folgt auf 22 Jahre als Geschäftsführerin im Dekanatamt. Auch im Schuldekanat gibt es einen Wechsel.

Änderungen inbegriffen“ hatte Kiess seinen Bericht überschrieben, zu Beginn ging er auf die rückläufigen Mitgliederzahlen ein: „Wir sind weniger geworden.“ Aber in der Jugendarbeit laufe manches anders. Deren Teilnehmerzahl lag 2018 höher als zehn Jahre zuvor. Bei der klassischen Jungschar und den offenen Angeboten sinke die Nachfrage, steige aber in der schulbezogenen Jugendarbeit enorm an. „Der Wettbewerb ist heftig. Schule, Sport und musische Angebote konkurrieren miteinander. Die Eltern planen die Zukunft ihrer Kinder sehr stark.“ Erlernte Fähigkeiten hätten bei ihnen Vorrang. „Was nach meiner Schätzung noch mehr gefragt sein wird, sind Dienstleistungen, Serviceangebote. So wie das Waldheim und das Konficamp. Packnix ist in Ostfildern für Jugendliche, die zu Hause schlafen, aber tagsüber etwas erleben wollen. Bei Senioren heißt das ‚Urlaub ohne Koffer‘, aber das müssen wir den Jugendlichen ja nicht sagen.“

Gefragt seien auch Angebote, die nicht in Kinder- und Erwachsenengruppe trennen: „Eltern wollen ihre Freizeit mit den Kindern teilen.“ Stark gewachsen seien die Jugendgottesdienste: „Es gibt im Kirchenbezirk kein Wochenende ohne solchen.“ Jugendliche schauten besser als Erwachsene über den Tellerrand ihres Ortes.

Schon in der zweiten Synode von Dekan Kiess auf den Fildern, im Herbst 2002, war das Hauptthema die Stärkung der Kindergartenarbeit. Das Thema ist bis heute geblieben. Es gehe nicht nur um neue Strukturen wie die zentrale Trägerschaft: „Wir haben dafür gekämpft, dass der evangelische Bildungsauftrag seine Stimme deutlicher einbringen kann. Ich wünsche mir, dass die Pfarrer die neu gewonnene Zeit als Beziehungszeit für die Eltern erobern.“

In der Seniorenarbeit ist Kiess vom Projekt „Wunschoma, Wunschopa“ in Leinfelden begeistert. „Manche gehen richtig auf in ihrer neuen Aufgabe, für Kinder, die sie noch nicht kannten, da zu sein. Es gibt viele über 65, die unsere Angebote nicht besuchen, aber bereit wären, etwas einzubringen.“ Der große Durchbruch in der Diakonie war für Kiess die Gründung des Kreisdiakonieverbands im Jahr 2005. An ihn wurde das Projekt „Wohnraum für Schwangere in Not“ übergeben. Dringend gesucht wird Wohnraum auch für andere Menschen, die es schwer haben.

Das Amt des Diakons und Pfarrers seien gleichwertig, betonte Kiess. „Ich sehe die Zukunft in multiprofessionellen Teams, die auch noch um Religionspädagogen, Sozialpädagoginnen und andere erweitert werden. Unsere sensibelste Ressource, die wir am besten hegen und pflegen müssen, sind die Ehrenamtlichen. Sie wachsen bei uns gegen den Trend, von 2002 bis 2018 plus 15 Prozent.“ Wie wünscht sich Dekan Kiess den Kirchenbezirk Bernhausen in der Zukunft? „Man muss uns die Leidenschaft bis in die Haarspitzen abspüren, Menschen für die Nachfolge Jesu Christi zu gewinnen.“

Kiess dankte ganz vielen Leuten für ihren Einsatz, Sonja Ebner aber ganz besonders. Die Diplom-Wirtschaftsingenieurin geht nach 22 Jahren als Geschäftsführerin im Dekanatamt in den Ruhestand. „Es gibt wenige Geschäftsführerinnen im Dekanatamt, von denen man das sagen kann: Sie hat ihren Chef übertroffen. Bei Ihnen ist das ohne Zweifel so.“ Sie konterte und sagte zum Dekan, er sei „ein ganz wundervoller Chef“.  Bei einem derart liebevollen Abschied wolle sie schon gar nicht mehr gehen, sagte sie mit Blick auf die vielen Geschenke auf einer Wäscheleine. Wie lange brauche ihre Nachfolge, bis sie den Überblick habe? „In einem Kirchenjahr ist sie durch“, versprach Sonja Ebner.

Für die Nachfolge von Dekan Kiess gibt es mehrere Bewerbungen, die Wahl ist für den 23. Mai geplant. Eine Nachfolge ist auch für Schuldekan Heiner Köble nötig. Er muss aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig in den Ruhestand gehen. Viele dankten ihm auf einer Grußkarte für seinen Dienst. Die Wahl eines Nachfolgers ist noch vor den Sommerferien vorgesehen.

Die neue Geschäftsstelle für Kindertageseinrichtungen hat sehr viel Arbeit zu bewältigen. Mit großer Mehrheit beschloss die Synode den nötigen Nachtragshaushalt für die Kitas beim Bezirk.